Aus Next Six werden Next Seven: DHPG durchbricht magische 100-Millionen-Schwelle

Der Bonner Wirtschaftsprüfer verdoppelt binnen zwei Jahren seinen Umsatz auf 137,3 Millionen Euro und etabliert sich als ernsthafte Alternative zu Marktplayern.
Akquisitionsstrategie trägt spektakuläre Früchte
DHPG demonstriert mit 137,3 Millionen Euro Jahresumsatz 2024 die Wirksamkeit strategischer Übernahmen: Ein Wachstumssprung von knapp 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr katapultiert das mittelständische Beratungshaus erstmals über die symbolträchtige 100-Millionen-Grenze. Die Expansion der Next Six zu den Next Seven manifestiert sich in der Personalstärke von 890 auf fast 1.200 Mitarbeiter.
Bereits 2023 hatte DHPG den Umsatz von 64,5 auf 92,9 Millionen Euro gesteigert – ebenfalls um knapp 50 Prozent. Den Turbo zündeten systematische Integrationen ehemaliger RSM-Standorte: 2023 kamen Krefeld, Stuttgart, Bamberg, Nürnberg, Ebern und Landshut hinzu, 2024 folgte Bremen via Nordwest Revision nach dem RSM Deutschland-Kollaps.
Managing Partner setzt auf organisches Plus
„Der erfolgreiche Zusammenschluss mit der Nordwest Revision und die konsequente Standortentwicklung, aber auch die Professionalisierung und Verschlankung von Prozessen haben unsere Weiterentwicklung maßgeblich gefördert", analysiert Andreas Blum, Managing Partner der DHPG. Marko Müller, ebenfalls Managing Partner, ergänzt: „So wurden die Prozesse in der Finanz- und Lohnbuchhaltung über alle Standorte hinweg harmonisiert sowie digitalisiert, um administrative Tätigkeiten zu reduzieren." Jenseits der Akquisitionen verzeichneten bestehende Standorte organisches Wachstum von 10 Prozent. Die Wirtschaftsprüfung fungierte als primärer Wachstumstreiber mit über 50 Prozent Zuwachs bei familiengeführten Mittelständlern als Kernsegment.
Private Equity klopft vergeblich an
Fünf verschiedene PE-Fonds kontaktierten DHPG an einem einzigen Tag – symptomatisch für das Investoreninteresse an Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Während Ufenau bei PKF WMS oder EQT bei WTS einstiegen und Grant Thornton sowie Baker Tilly M&A-Berater mandatierten, bleibt Blum kategorisch: „Das passt derzeit nicht zu uns, deshalb ist ein Einstieg eines Investors für uns im Moment kein Thema. Wir sind gut genug aufgestellt, um unsere Wachstumsziele aus eigener Kraft zu erreichen."
Kulturelle Kompatibilität vor Expansion
Weitere Standorterweiterungen fokussieren auf Portfolio-Ergänzungen und wirtschaftlich relevante Regionen. „Ziel ist es, die Kundennähe im Norden und Osten weiter zu erhöhen", erklärt Blum, schränkt jedoch ein: „Die Gesellschaften müssen kulturell zu uns passen, denn wenn wir zu schnell anorganisch wachsen, könnte es mehr kaputt machen, als dass es uns nach vorne bringt."
Kapitalmarktorientierte Unternehmen (PIE) bleiben tabu. „Wenn sie PIE prüfen, dann hat das Folgen für die Organisation und ihre Kultur sowie auf die Art und Weise, wie sie im eigenen Unternehmen miteinander arbeiten", betont Blum. „Wir sind ein mittelständisches Unternehmen und wir wollen mittelständische Unternehmen prüfen und beraten, denen wir auf Augenhöhe begegnen können."
Multidisziplinäre Teams als Differenzierungsmerkmal
DHPG verzichtet bewusst auf geschäftsbereichsspezifische Umsatzausweisung: „Wir haben gemischte Teams aus allen Professionen, deshalb macht die Aufschlüsselung nach Geschäftsbereichen für uns weniger Sinn", begründet Blum. Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Advisory und Rechtsberatung trugen gleichmäßig bei. Deal-Advisory erlebte Neuformierung durch Integration von Legal, Tech und Finance für konzentrierte Mandantenbetreuung. Steuernahes Advisory profitierte vom Altersnachfolge-Beratungsboom. Der Rechtsbereich expandierte auf 60 Anwälte mit bundesweiter IT-Rechtskompetenz.
ESG bleibt trotz EU-Lockerungen relevant
Trotz der Omnibus-Richtlinie der EU, die Berichtspflichten lockerte, prognostiziert Müller anhaltende ESG-Nachfrage: „Die Geschäftsaussichten in diesem Beratungsfeld sind zwar nicht mehr so groß wie im vergangenen Jahr erwartet, dennoch möchten und müssen viele Unternehmen gegenüber Stakeholdern Auskunft über Nachhaltigkeitskennziffern geben." Für 2025 peilt DHPG 150 Millionen Euro an – bescheidene 10 Prozent Wachstum nach der Verdopplung der Vorjahre, aber konsequent auf dem Weg zur dauerhaften Next Seven-Etablierung.