Die Finanzaufsicht identifiziert systematische Berichterstattungsmängel im 2023er-Abschluss – Aktie verliert 14 Prozent nach Bekanntgabe.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) initiierte am 23. Juli eine formelle Prüfung des Mutares-Jahresabschlusses 2023. Die Untersuchung basiert auf konkreten Anhaltspunkten für Verstöße gegen Rechnungslegungsvorschriften und umfasst sowohl Bilanz als auch Lagebericht.
Die Aufsichtsbehörde beanstandet zwei zentrale Bereiche:
Bilanzangaben: Ein fehlender gesonderter Hinweis zur Restlaufzeit von Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen verstößt gegen Transparenzanforderungen.
Lageberichts-Prognosen: Der ausschließliche Fokus auf Ertragskennzahlen (Umsatz, Ergebnis) ohne Aussagen zur Vermögens- oder Finanzlage verletzt die Prognosevollständigkeit.
Der Münchener Turnaround-Investor weist die BaFin-Kritik umfassend zurück und argumentiert mit ordnungsgemäßer Rechnungslegung. Die beanstandete Forderungsformulierung beziehe sich auf Unsicherheiten im Restrukturierungsfortschritt bei Portfoliounternehmen, nicht auf vertragliche Laufzeiten. Zur Prognose-Kritik betont Mutares, alle wesentlichen finanziellen Leistungsindikatoren seien vollständig prognostiziert worden. M&A- und Restrukturierungsaktivitäten generierten Unsicherheiten, die im Risikobericht "umfassend adressiert" seien.
Bemerkenswert: Die Big-Four-Gesellschaft Deloitte erteilte uneingeschränkte Bestätigungsvermerke für sowohl Jahresabschluss als auch Lagebericht. Diese Diskrepanz zwischen Wirtschaftsprüfer-Testat und Aufsichtskritik verdeutlicht unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe.
Die Mutares-Aktie verlor zeitweise über 20 Prozent und schloss 14 Prozent im Minus bei 26 Euro. Die Kursentwicklung eliminierte nahezu alle Jahresgewinne 2025.
Die aktuelle BaFin-Prüfung reiht sich in eine Serie von Compliance-Problemen ein: Bereits Frühjahr 2025 verzögerte sich die 2024er-Abschlusspublikation wegen erhöhtem Dokumentationsaufwand und "komplexer Sondersachverhalte" bei der Deloitte-Prüfung. Diese Entwicklung signalisiert systematische Herausforderungen in der Financial Reporting-Governance des PE-Investors und könnte regulatorische Intensivierung zur Folge haben.
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