BaFin-Enforcement gegen Mutares: Rechnungslegungsdefizite bei PE-Turnaround-Spezialist

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August 7, 2025
07.08.2025
3 Minuten Lesezeit

Die Finanzaufsicht identifiziert systematische Berichterstattungsmängel im 2023er-Abschluss – Aktie verliert 14 Prozent nach Bekanntgabe.

Aufsichtsrechtliche Prüfung nach WpHG-Verfahren

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) initiierte am 23. Juli eine formelle Prüfung des Mutares-Jahresabschlusses 2023. Die Untersuchung basiert auf konkreten Anhaltspunkten für Verstöße gegen Rechnungslegungsvorschriften und umfasst sowohl Bilanz als auch Lagebericht.

Spezifische Compliance-Defizite identifiziert

Die Aufsichtsbehörde beanstandet zwei zentrale Bereiche:

Bilanzangaben: Ein fehlender gesonderter Hinweis zur Restlaufzeit von Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen verstößt gegen Transparenzanforderungen.

Lageberichts-Prognosen: Der ausschließliche Fokus auf Ertragskennzahlen (Umsatz, Ergebnis) ohne Aussagen zur Vermögens- oder Finanzlage verletzt die Prognosevollständigkeit.

Mutares-Verteidigung gegen Aufsichtsvorwürfe

Der Münchener Turnaround-Investor weist die BaFin-Kritik umfassend zurück und argumentiert mit ordnungsgemäßer Rechnungslegung. Die beanstandete Forderungsformulierung beziehe sich auf Unsicherheiten im Restrukturierungsfortschritt bei Portfoliounternehmen, nicht auf vertragliche Laufzeiten. Zur Prognose-Kritik betont Mutares, alle wesentlichen finanziellen Leistungsindikatoren seien vollständig prognostiziert worden. M&A- und Restrukturierungsaktivitäten generierten Unsicherheiten, die im Risikobericht "umfassend adressiert" seien.

Deloitte-Testat trotz BaFin-Beanstandungen

Bemerkenswert: Die Big-Four-Gesellschaft Deloitte erteilte uneingeschränkte Bestätigungsvermerke für sowohl Jahresabschluss als auch Lagebericht. Diese Diskrepanz zwischen Wirtschaftsprüfer-Testat und Aufsichtskritik verdeutlicht unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe.

Kapitalmarktreaktion und historische Belastungen

Die Mutares-Aktie verlor zeitweise über 20 Prozent und schloss 14 Prozent im Minus bei 26 Euro. Die Kursentwicklung eliminierte nahezu alle Jahresgewinne 2025.

Wiederholte Rechnungslegungsproblematik

Die aktuelle BaFin-Prüfung reiht sich in eine Serie von Compliance-Problemen ein: Bereits Frühjahr 2025 verzögerte sich die 2024er-Abschlusspublikation wegen erhöhtem Dokumentationsaufwand und "komplexer Sondersachverhalte" bei der Deloitte-Prüfung. Diese Entwicklung signalisiert systematische Herausforderungen in der Financial Reporting-Governance des PE-Investors und könnte regulatorische Intensivierung zur Folge haben.