Gehaltstransparenz: Geschlechterspezifische Offenheit beim Einkommens-Tabu

Eine repräsentative Indeed-Umfrage unter 1002 deutschen Arbeitnehmern zwischen 18 und 65 Jahren liefert aufschlussreiche Einblicke in unseren Umgang mit Gehaltsinformationen – und zeigt markante Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Frauen zeigen größere Transparenzbereitschaft
Die Ergebnisse zeichnen ein klares Bild:
- 54% der Frauen teilen Gehaltsinformationen im Familienkreis (Männer: nur 37%)
- 50% der Frauen sprechen mit Freunden über ihr Einkommen (Männer: 40%)
- 61% der Frauen haben keine Vorbehalte, das Thema in Partnerschaften anzusprechen (Männer: 45%)
Gehaltslügen als männliches Phänomen
Besonders auffällig: Männer neigen deutlich häufiger zur Unehrlichkeit bei Gehaltsangaben:
- 28% der Männer haben gegenüber Freunden ihre Einkommenshöhe verfälscht (Frauen: 17%)
- 26% der Männer haben in Beziehungen falsche Gehaltsangaben gemacht (Frauen: 15%)
Bei beiden Geschlechtern dominiert die Tendenz zur Übertreibung statt zur Untertreibung.
Extreme Zurückhaltung am Arbeitsplatz
Besonders bemerkenswert: Gerade im beruflichen Kontext herrscht maximale Verschlossenheit – nur 14% aller Befragten würden Kollegen ihr Gehalt offenlegen. Fast die Hälfte (49%) würde lieber Social-Media-Passwörter teilen als Gehaltsinformationen.
Die Hauptmotive für Gehalts-Unehrlichkeit sind Angst vor Verurteilung (30%), der Wunsch zu beeindrucken (29%) und Schutz der Privatsphäre (27%).
Indeed-Expertin Stefanie Bickert warnt, dass diese Verschwiegenheit kontraproduktiv sei – gerade kollegiale Transparenz könnte zur besseren Einschätzung des eigenen Marktwertes beitragen.