New Mountain Capital orchestriert systematische Netzwerk-Integration – Deutschland als strategisches Ziel der 1,4-Milliarden-Plattform.
Der 31. Mai 2024 markierte einen Paradigmenwechsel für Grant Thornton: New Mountain Capital akquirierte gemeinsam mit CDPQ und OA Private Capital 60 Prozent der US-Gesellschaft für 1,4 Milliarden Euro. Die Transaktion separierte Prüfungs- von Beratungsaktivitäten zur Interessenkonflikt-Vermeidung und etablierte Grant Thornton Advisors als autonome Einheit.
CEO Jim Peko positionierte die PE-Beteiligung als entscheidenden Wachstumsbeschleuniger: "Mit dieser zusätzlichen Unterstützung, darunter Zugang zu verbesserter Technologie und anderen Ressourcen, sehen wir großes Potential, unsere derzeitigen Leistungsfähigkeiten schnell auszubauen und unseren Kunden einen noch besseren ganzheitlichen Support sowie eine noch bessere Umsetzung zu bieten."
Diese strategische Neuausrichtung bildete den Grundstein für eine aggressive Expansionsstrategie, die das traditionelle Netzwerkmodell fundamental verändert. Die New Mountain-Plattform initiierte unmittelbar nach dem Einstieg eine systematische Übernahmeoffensive, die innerhalb weniger Monate erhebliche Teile des globalen Grant Thornton-Netzwerks konsolidierte.
Oktober 2024 markierte den Beginn der Integrationswelle mit der Übernahme der Gesellschaften in Irland, Bermudas, Isle of Man und Gibraltar. Diese ersten Akquisitionen etablierten das Fundament für eine multinationale Plattform, die strategisch wichtige Finanzplätze abdeckt. Im April 2025 erweiterte sich das Portfolio um die Vereinigten Arabischen Emirate, Luxemburg und die Kaimaninseln, gefolgt von den Niederlanden im Mai und schließlich der Schweiz, Liechtenstein sowie den Kanalinseln im Juni. Die resultierende multinationale Plattform umfasst mittlerweile 60 Niederlassungen mit 13.500 Mitarbeitern auf drei Kontinenten und repräsentiert eine der umfassendsten Konsolidierungen im Next-Seven-Segment. Diese geografische Diversifikation ermöglicht eine nahtlose Betreuung internationaler Mandate und positioniert die Plattform als ernsthaften Konkurrenten zu etablierten Big-Four-Gesellschaften. Parallel zur geografischen Expansion investiert Grant Thornton USA massiv in KI-Anwendungen, exemplifiziert durch den CompliAI-Rollout. Diese Technologie-Offensive zielt auf nachhaltige Wettbewerbsvorteile gegenüber traditionellen Next-Seven-Konkurrenten und unterstreicht die strategische Bedeutung digitaler Transformation für das Geschäftsmodell.
Grant Thornton Schweiz/Liechtenstein kommuniziert bereits substanzielle Vorteile aus der Integration: "Durch den Zusammenschluss mit Grant Thornton Advisors haben wir Zugang zu mehr finanziellen und personellen Ressourcen, und können somit unsere Wachstumsstrategie deutlich schneller vorantreiben. "Die multinationale Struktur ermögliche erweiterte Dienstleistungsportfolios und optimierten Kundenservice durch koordinierte grenzüberschreitende Beratung. Branchenanalyst Jörg Hossenfelder von Lünendonk & Hossenfelder identifiziert Rödl & Partner als erfolgreiches Strukturmodell für diese Entwicklung: "Über eine multinationale Plattform lassen sich international tätige Kunden besser betreuen sowie Entscheidungen einfacher und schneller umsetzen." Zusätzlich ermögliche die Skalierung effizientere Prozessgestaltung durch Shared Services und bessere Finanzierung größerer Technologie-Investitionen.
Financial Times-Berichte suggerieren konkretes Grant Thornton Advisors-Interesse an der deutschen Gesellschaft, was die Komplettierung der Präsenz in den drei größten westlichen Märkten bedeuten würde. Diese potenzielle Akquisition würde erhebliche Mandate-Skalierung ermöglichen und die Wettbewerbsposition gegenüber deutschen Big-Four-Gesellschaften substantiell stärken. Die Integration der deutschen Gesellschaft impliziert jedoch auch unternehmerische Einschränkungen für bestehende Partner: Verstärktes Controlling, standardisiertes Reporting und kulturelle Anpassungen an amerikanische Geschäftspraktiken. Personalberater Hellmuth Wolf von Signium warnt vor potenziellen Partner-Widerständen gegen den Autonomieverlust: "Der eine oder andere Partner wird seine unternehmerische Freiheit nicht aufgeben wollen. Auch kulturell kann der Fit schwierig werden, wenn plötzlich ein monatliches Reporting verlangt wird."
Hossenfelder begrüßt die Entwicklung als Big-Four-Konkurrenz-Intensivierung: "Für den Berufsstand und auch für die Big Four kann es nur gut sein, wenn es mehr Player auf dem Markt gibt, die um die großen Tickets konkurrieren." Diese Marktkonzentration schaffe erweiterte Mandanten-Wahlmöglichkeiten und könne preislichen Wettbewerbsdruck auf etablierte Anbieter erzeugen. Besonders im Bereich Steuerberatung könnte die Grant Thornton-Plattform eine ernsthafte Big-Four-Alternative generieren, während bei der Wirtschaftsprüfung Großmandaten weiterhin Kapazitäts-limitiert bleiben dürften. Die systematische Konsolidierung reflektiert den anhaltenden Strukturwandel im internationalen Beratungsmarkt und könnte weitere PE-getriebene Zusammenschlüsse katalysieren.
Grant Thornton Deutschland gab keine Stellungnahmen zu aktuellen Entwicklungen und potenziellen Auswirkungen der internationalen Konsolidierungsstrategie.
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