KPMG verliert langjähriges Prüfmandat bei Delivery Hero

27.06.2025
27.06.2025
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Nach zwölf Jahren Zusammenarbeit muss die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ihr Mandat bei der Online-Lieferplattform Delivery Hero abgeben. Das Berliner Unternehmen wird ab dem Geschäftsjahr 2027 einen neuen Abschlussprüfer bestellen und schreibt die entsprechenden Dienstleistungen neu aus.

Rotationspflicht greift mit Verzögerung

KPMG prüft die Jahresabschlüsse von Delivery Hero seit 2015 und stellte zuletzt 4,3 Millionen Euro für Abschlussprüfungsdienstleistungen und sonstige Leistungen in Rechnung. Obwohl die gesetzliche Rotationspflicht normalerweise nach zehn Jahren greift, konnte KPMG das Mandat länger behalten. Der Grund liegt in der besonderen Entwicklung des Unternehmens: Delivery Hero wurde zwar bereits 2011 gegründet, ging aber erst 2017 an die Börse. Die Rotationspflicht nach dem Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität gilt daher erst seit dem IPO, nicht seit der Unternehmensgründung.

Herausforderung für Nachfolger

Der neue Abschlussprüfer steht vor einer komplexen Aufgabe. Delivery Hero hat seit der Gründung einen steilen Aufstieg hingelegt und ist mittlerweile in mehr als 50 Ländern aktiv. Ein starkes internationales Netzwerk wird daher für die Prüfung des Konzerns und seiner Tochterunternehmen unerlässlich sein.

Positive Geschäftsentwicklung trotz Kartellstrafe

Trotz regulatorischer Herausforderungen entwickelt sich Delivery Hero wirtschaftlich positiv. 2024 steigerte das Unternehmen den Umsatz um 22,8 Prozent auf knapp 12,8 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen konnte mehr als verdoppelt werden von 253,6 Millionen auf 692,5 Millionen Euro. Erstmals erzielte Delivery Hero einen positiven freien Cashflow von rund 100 Millionen Euro. Belastet wird das Unternehmen jedoch durch eine kürzlich verhängte Kartellstrafe: Die EU-Kommission verhängte Anfang Juni eine Strafe von 223 Millionen Euro gegen Delivery Hero wegen eines angeblichen illegalen Kartells mit dem ehemaligen Konkurrenten Glovo in Spanien. Die Vorwürfe umfassen Preisabsprachen und die örtliche Aufteilung von Märkten. Der Wechsel des Abschlussprüfers markiert einen wichtigen Einschnitt für das schnell wachsende Unternehmen und unterstreicht die Bedeutung der gesetzlichen Rotationspflicht für die Unabhängigkeit der Wirtschaftsprüfung.