Tesla-Krise: Absatzrückgang und Führungsexodus belasten Elektropionier

Strukturelle Probleme bei der Personalführung und Produktstrategie gefährden die Marktposition des ehemaligen Branchenführers.
Dramatischer Absatzeinbruch in Kernmärkten
Tesla verzeichnet im zweiten Quartal 2025 einen Auslieferungsrückgang von 13 Prozent auf 384.122 Fahrzeuge. Analysten prognostizieren für das Gesamtjahr einen Absatzrückgang von acht Prozent auf 1,65 Millionen Einheiten. Besonders gravierend entwickelt sich der europäische Markt mit dem Rückgang im fünften aufeinanderfolgenden Monat. Elon Musk bezeichnete Europa als "schwächsten Markt" von Tesla, was die Branchenberatung Schmidt Automotive als "signifikante Probleme im Brot-und-Butter-Geschäft" bewertet. Diese Entwicklung gefährdet besonders das Brandenburger Werk Grünheide, dessen Auslastung unter den schwachen Verkaufszahlen leidet.
Systematischer Führungskräfteverlust
Tesla durchlebt einen beispiellosen Exodus von Topmanagern. Seit April 2024 verließen der Leiter der Softwareentwicklung, der Chef der Batterietechnologie, der Verantwortliche für humanoide Robotik und die Personalchefin Nordamerika das Unternehmen. Von den ursprünglich über einem Dutzend Topmanagern der 2023er Investorenveranstaltung ist etwa ein Drittel nicht mehr bei Tesla tätig. Jüngster prominenter Abgang ist Omead Afshar, Musks langjähriger Vertrauter, der erst 2024 zum Leiter von Vertrieb und Fertigung in Nordamerika und Europa befördert wurde. Musk übernahm diese Verantwortung nun persönlich, was seine bereits überlastete Führungsstruktur weiter unter Druck setzt.
Willkürliche Personalentscheidungen schaden Unternehmenskultur
Bernstein-Analysen belegen, dass Tesla fast doppelt so häufig Führungskräfte auswechselt wie vergleichbare Tech-Unternehmen. Musks "Hardcore"-Managementstil führt zu scheinbar willkürlichen Entscheidungen, wie der Entlassung des gesamten 500-köpfigen Supercharger-Teams, das teilweise später wieder eingestellt wurde. Autoexperte Christian Koenig warnt, dass "Musks politische Aktivitäten und seine Unterstützung rechtspopulistischer Parteien nicht nur Autokäufer vergrault haben, sondern auch Topkandidaten". Ex-Tesla-Manager stärken nun die Konkurrenz: Doug Field leitet Fords E-Auto-Entwicklung, Rebecca Tinucci verantwortet Ubers Elektromobilität.
Politische Verstrickungen belasten Geschäft
Musks politische Aktivitäten auf der Plattform X, einschließlich der Drohung einer "America Party"-Gründung, verunsichern Investoren und Kunden gleichermaßen. Das neue US-Haushaltsgesetz streicht Subventionen von bis zu 7.500 Dollar pro Elektroautokauf, was Tesla laut JP Morgan 1,2 Milliarden Dollar kostet und den Gewinn 2025 halbieren könnte.
Veraltete Produktpalette und Technologiedefizite
Tesla kämpft mit einer veralteten Modellpalette: Das Model S existiert seit 2012 mit der letzten optischen Überarbeitung 2016. Selbst beim neuen Model Y beschränken sich Neuerungen auf Design-Updates und die Rückkehr des Blinkerhebels, was Marktanklang verfehlt. In China schrumpfte Teslas Marktanteil von zehn auf 7,6 Prozent durch aggressive Konkurrenz von Xiaomi und BYD. Der Robotaxi-Dienst in Austin mit einem Dutzend Fahrzeugen offenbart Grenzen der kamerabasierten Technologie gegenüber Multi-Sensor-Systemen der Konkurrenz.
Bewertungsrisiko bei gescheiterter Robotaxi-Vision
Teslas hohe Börsenbewertung basiert größtenteils auf Robotaxi-Erwartungen, die sich als unrealistisch erweisen. Google-Tochter Waymo demonstriert bereits überlegene autonome Fahrtechnologie, während Tesla weiterhin auf weniger sichere Kamera-Only-Systeme setzt. Die Kombination aus schrumpfenden Kernmärkten, Führungsinstabilität und verfehlter Produktstrategie stellt Teslas Position als Elektromobilitätspionier fundamental in Frage. Ohne grundlegende Kurskorrektur droht eine nachhaltige Schwächung der Marktposition.