Bosch setzt auf KI-Revolution: Milliardenschwere Transformation des Technologiekonzerns

03.07.2025
03.07.2025
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Der schwäbische Technologieriese Bosch vollzieht einen radikalen Strategiewechsel und macht Künstliche Intelligenz zum Herzstück seiner Geschäftsstrategie. Mit einer Investitionssumme von 2,5 Milliarden Euro über zwei Jahre will das Unternehmen seine Wettbewerbsposition fundamental stärken und die Profitabilität deutlich steigern.

Von Fahrzeugteilen zu intelligenten Systemen

Während Bosch traditionell für seine Automobilkomponenten bekannt war, präsentiert sich der Konzern heute als umfassender KI-Anbieter. Das Spektrum reicht von selbstlernenden Haushaltsgeräten über intelligente Handwerker-Tools bis hin zu effizienteren E-Bike-Antrieben. Diese Neuausrichtung spiegelt sich auch in der beeindruckenden Patentbilanz wider: 1500 KI-bezogene Erfindungen in nur fünf Jahren.

Agentische KI als Gamechanger

Besonders revolutionär ist Boschs Fokus auf sogenannte agentische Künstliche Intelligenz. Diese fortgeschrittene Technologie geht weit über herkömmliche KI hinaus - sie trifft eigenständige Entscheidungen und handelt autonom. Mehrere KI-Agenten können zu koordinierten Teams vernetzt werden, was völlig neue Möglichkeiten in der Produktion eröffnet. In den Bosch-Fabriken überwachen diese intelligenten Systeme bereits Maschinen, prognostizieren Wartungsbedarfe und optimieren Personalplanung. Die Effizienzgewinne sind beträchtlich: Pro Werk lassen sich Kosteneinsparungen im mittleren einstelligen Millionenbereich realisieren.

Billion-Euro-Einsparziel

Bei 200 Produktionsstandorten weltweit ergibt sich ein enormes Kostensenkungspotenzial von einer Milliarde Euro allein in der Fertigung. Diese Summe unterstreicht die strategische Bedeutung der KI-Initiative für Bosch, zumal der Konzern mit einer schwachen Umsatzrendite von nur 3,5 Prozent kämpft.

Softwareentwicklung im Wandel

Ein besonders spannender Aspekt betrifft die 48.000 Softwareentwickler des Konzerns, darunter 5.000 KI-Spezialisten. Die Führung erwartet Produktivitätssteigerungen von bis zu 30 Prozent durch KI-Unterstützung. Dies wirft unweigerlich Fragen zur künftigen Personalstruktur auf. Bosch-Digitalchefin Tanja Rückert sieht jedoch keinen massiven Stellenabbau, sondern eine Verlagerung zu komplexeren Aufgaben. Routine-Programmierung übernimmt zunehmend die KI, während menschliche Entwickler sich anspruchsvolleren Projekten widmen können.

Autonomes Fahren neu gedacht

Trotz aktueller Marktflaute hält Bosch am autonomen Fahren fest und plant, die entsprechenden Umsätze bis Mitte der 2030er Jahre auf zehn Milliarden Euro zu verdoppeln. Innovative Ansätze wie die Integration von Allgemeinwissen (etwa von ChatGPT) sollen die Fahrsysteme erheblich verbessern. Ein praktisches Beispiel: Erkennt die KI einen rollenden Ball, "weiß" sie durch ihr trainiertes Weltwissen, dass ein Kind folgen könnte - ohne diese spezifische Situation vorher trainiert haben zu müssen.

Plattformstrategie für externe Kunden

Ab Herbst will Bosch seine KI-Plattform auch anderen Unternehmen zugänglich machen. Diese Strategie könnte neue Umsatzquellen erschließen und Bosch als führenden KI-Dienstleister etablieren.

Herausforderungen und Chancen

Die massive KI-Offensive kommt zur rechten Zeit: Mit einem operativen Ergebnis von nur 3,1 Milliarden Euro bei 90,3 Milliarden Euro Umsatz steht der Konzern unter erheblichem Rentabilitätsdruck. Die KI-Transformation soll nicht nur Kosten senken, sondern völlig neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Boschs Wandel vom traditionellen Zulieferer zum KI-Pionier zeigt exemplarisch, wie etablierte Industrieunternehmen den technologischen Umbruch meistern können. Der Erfolg dieser Strategie wird maßgeblich darüber entscheiden, ob Bosch seine Marktposition im digitalen Zeitalter behaupten kann.