Elektromobilität: Deutschlands Angriff auf Teslas Vorherrschaft zahlt sich aus

14.07.2025
14.07.2025
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Volkswagen demonstriert mit aggressiver Rabattstrategie, wie traditionelle Automobilhersteller die E-Auto-Pioniere vom Thron stoßen können.

Marktführerschaft durch strategische Preispolitik

Die Wolfsburger haben im ersten Halbjahr 2025 ihre Position als europäischer Elektroauto-Champion zementiert - allerdings zu einem erheblichen Preis. Während der weltweite Absatz der VW-Kernmarke um 14,3 Prozent auf etwa 193.000 Einheiten kletterte, verzeichnete Europa einen spektakulären Zuwachs von über 70 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Diese Expansion erfolgte primär durch aggressive Discount-Strategien: Die verlängerte Rabattaktion auf ID-Modelle bis Ende September positioniert den ID.3 unter der psychologisch relevanten 30.000-Euro-Schwelle. Auch die größeren Elektrofahrzeuge ID.4, ID.5 und ID.7 erfuhren substantielle Preisreduktionen.

Teslas europäische Schwächephase offenbart Vulnerabilitäten

Der US-Konzern Tesla durchlebt eine beispiellose Durststrecke auf dem europäischen Kontinent. Dataforce-Zahlen dokumentieren einen dramatischen Rückgang: Tesla verlor von Januar bis Mai rund ein Drittel seines Zulassungsvolumens und erreichte lediglich 76.407 Neuzulassungen, während Volkswagen im identischen Zeitraum um 90 Prozent auf 122.632 Fahrzeuge expandierte. Besonders aussagekräftig ist Teslas April-Performance mit nur knapp 8.000 Neuzulassungen - der schwächste Monatswert seit Oktober 2022. VW verkaufte zeitgleich mehr als das Dreifache. Tesla-CEO Elon Musk charakterisierte Europa kürzlich öffentlich als "den schwächsten Markt" des Unternehmens und übernahm persönlich die Verantwortung für Produktion und Vertrieb auf dem Kontinent, nachdem langjähriger Vertrauter Omead Afshar das Unternehmen verlassen hatte.

Technologische Parität verändert Wettbewerbsdynamik

Constantin Gall von EY konstatiert eine fundamentale Marktverschiebung: "Auf dem europäischen Neuwagenmarkt werden die Karten aktuell neu gemischt." Die historische technologische Überlegenheit Teslas gegenüber europäischen Konkurrenten sei obsolet geworden. VW-Vertriebschef Martin Sander bestätigt die europäischen Erfolge, äußert jedoch Bedenken bezüglich USA und China, wo Elektro- und Hybridverkäufe rückläufig verliefen. Der Gesamtabsatz der VW-Kernmarke stieg dennoch um 4,5 Prozent auf 2,32 Millionen Fahrzeuge.

CO2-Compliance als strategischer Imperativ

Die EU-Flottengrenzwerte fungieren als primärer Wachstumstreiber für VWs Elektrooffensive. Da die Regulierung konzernweit greift, kommt der volumenstarken Kernmarke Schlüsselbedeutung zu. Sander artikuliert: "Mit dem großen Volumen an Elektrofahrzeugen, das wir 2025 auf den Markt bringen, leisten wir einen bedeutenden Beitrag zur CO2-Compliance des Volkswagen-Konzerns." VW dominiert bereits den deutschen E-Auto-Markt, wo die ID.7-Limousine als meistverkauftes Elektrofahrzeug rangiert. Europaweit positionieren sich ID.3, ID.4 und ID.7 unter den Top-Fünf-Zulassungen, während Teslas Model Y weiterhin Spitzenreiter bleibt.

Profitabilitätsproblematik trotz Volumenerfolg

Der Absatzerfolg kaschiert fundamentale Rentabilitätsprobleme. Obwohl Sander betont, dass die Marke mit Elektrofahrzeugen Gewinne erziele, liegen diese unterhalb der anvisierten 6,5-Prozent-Zielrendite bis 2029. Die operative Rendite der VW-Marke kollabierte im ersten Quartal auf 0,5 Prozent gegenüber 3,9 Prozent im Vorjahr. Ursächlich waren Rückstellungen für CO2-Verpflichtungen sowie erhebliche Restrukturierungskosten. EY-Experte Gall identifiziert die zentrale Challenge: "Die Herausforderung besteht nun allerdings darin, mit diesen Elektroautos auch Geld zu verdienen."

Ausblick: Nachhaltigkeit der Marktposition

Die Rabattstrategie generiert kurzfristig Volumen und verbessert die Auslastung der Elektrowerke in Emden und Zwickau. Langfristig muss VW jedoch beweisen, dass sich Marktführerschaft und Profitabilität vereinbaren lassen. Der Konzern veröffentlicht seine Halbjahreszahlen am 25. Juli, die VW-Kernmarke folgt am 28. Juli mit detaillierten Finanzkennzahlen - ein entscheidender Gradmesser für die Nachhaltigkeit der aktuellen Strategie.