Immobilienwende in Frankfurt: KPMG-Megadeal signalisiert Marktrevitalisierung

25.05.2025
25.05.2025
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Der 33.000-Quadratmeter-Umzug der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vom Flughafen ins Zentrum markiert einen Wendepunkt am deutschen Büroimmobilienmarkt und befeuert die Diskussion um die Zukunft urbaner Arbeitsräume.

Strategische Neupositionierung mit Signalwirkung

KPMG vollzieht eine fundamentale Standortstrategie und verlässt nach Jahren das 40.000 Quadratmeter große Büro- und Hotelkomplex "The Squaire" am Frankfurter Flughafen. Die Berater konzentrieren ihre Präsenz künftig auf zwei zentrale Hochhäuser: Den Park Tower (20.000 qm) und den Opernturm (12.800 qm). Diese Dual-Location-Strategie demonstriert die wachsende Attraktivität innerstädtischer Premium-Standorte gegenüber peripheren Großkomplexen.

Marktdynamik zwischen Premiumlagen und Strukturwandel

Die Transaktion illustriert die zunehmende Polarisierung des Frankfurter Büromarkts. Während im Central Business District trotz Spitzenmieten von über 50 Euro pro Quadratmeter verstärkt Großabschlüsse getätigt werden, steigt der Leerstand in B-Lagen kontinuierlich. Die aktuelle Leerstandsrate von 11,3 Prozent maskiert diese gegensätzlichen Entwicklungen. Florian Reiff, Deutschlandchef von Tishman Speyer, bestätigt: "Die Nachfrage nach Premium-Bürogebäuden im Business-Distrikt der Innenstadt ist weiterhin sehr hoch."

Immobilienberatung als Marktmacher

Jones Lang La Salle (JLL) orchestrierte beide Mietverträge und demonstriert damit die Bedeutung professioneller Vermittlung bei Großtransaktionen. Suat Kurt, JLL-Niederlassungsleiter Frankfurt, bezeichnet das zeitgleiche Closing zweier Verträge dieser Größenordnung als "außergewöhnlich" für den Frankfurter Markt. Die Beteiligung der DWS als Eigentümerin des Park Tower unterstreicht die Rolle institutioneller Investoren bei der Marktbelebung.

Verdichtungseffekte und Skyline-Transformation

Die KPMG-Ansiedlung fügt sich in eine umfassende Verdichtungswelle ein. Nach der Commerzbank-Anmietung des gesamten Central Business Tower (73.000 qm) und der ING-Entscheidung für das Hafenpark-Quartier verändert sich Frankfurts Bürolandschaft fundamental. Zusätzliche Hochhausprojekte – darunter ein 170-Meter-Turm der Versicherungskammer Bayern – verstärken diese Entwicklung. Tishman Speyer plant ein weiteres Hochhaus mit Fertigstellung bis Anfang 2030.

Homeoffice-Paradox und Flächenoptimierung

Trotz der Großabschlüsse belastet der Homeoffice-Trend den Gesamtmarkt. Eine aktuelle Ifo-Studie zeigt: 26,3 Prozent der Unternehmen betrachten ihre Büros als nicht ausgelastet, 12,5 Prozent planen Flächenreduzierungen in den nächsten fünf Jahren. Bereits zehn Prozent haben ihre Räumlichkeiten verkleinert. Diese Entwicklung verstärkt die Flucht in Premiumlagen, da Unternehmen qualitativ hochwertige, aber flächenmäßig reduzierte Arbeitsumgebungen bevorzugen.

Marktrevitalisierung mit selektiver Dynamik

NAI Apollo spricht von einem "hohen Flächenumsatz von mehr als 200.000 Quadratmetern" im ersten Quartal und prognostiziert eine "deutliche Markterholung". Manuel Backfisch von Colliers interpretiert den "starken Jahresauftakt als positives Signal". Diese Einschätzungen basieren jedoch primär auf Premium-Segmenten, während der Gesamtmarkt weiterhin von strukturellen Herausforderungen geprägt bleibt.

Die KPMG-Entscheidung symbolisiert damit mehr als einen einzelnen Mietvertrag: Sie markiert die Neuausrichtung des deutschen Büroimmobilienmarkts hin zu hochwertigen, zentral gelegenen Arbeitsumgebungen bei gleichzeitiger Flächenoptimierung.