Rangwechsel in der WP-Branche: RSM Ebner Stolz überholt BDO

Die deutsche Wirtschaftsprüfungslandschaft erlebt eine bedeutende Verschiebung. RSM Ebner Stolz hat mit einem Jahresumsatz von 481,5 Millionen Euro erstmals BDO (461 Millionen Euro) überholt und beansprucht nun den fünften Platz hinter den Big Four.
Starkes Wachstum reichte nicht
Im deutschen Wirtschaftsprüfungsmarkt hat sich eine bedeutende Veränderung vollzogen: BDO, bisher die Nummer fünf hinter den Big Four (PwC, EY, Deloitte und KPMG), wurde von RSM Ebner Stolz überholt. Mit einem Umsatz von 481,5 Millionen Euro sichert sich RSM Ebner Stolz nun die Position als erster Verfolger der dominierenden Branchenriesen. BDO konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr, das am 30. September endete, den Umsatz zwar um 14,2 Prozent auf 461 Millionen Euro steigern, doch dieser Zuwachs genügte nicht, um die Position zu halten. Seit 2021 hatte BDO den fünften Platz belegt, nachdem damals Rödl & Partner überholt wurde. Ob BDO zumindest Rang sechs behaupten kann, bleibt offen – Rödl & Partner, im Vorjahr mit 377 Millionen Euro Umsatz, hat seine aktuellen Zahlen noch nicht veröffentlicht.
Zufriedenheit trotz Positionsverlust
"Insgesamt können wir ein positives Fazit ziehen und sind sehr zufrieden mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr", betont BDO-CEO Andrea Bruckner dennoch. Die Wirtschaftsprüfung bleibt mit einem Anteil von knapp 50 Prozent am Gesamtumsatz das Kerngeschäft. Dieser Bereich wuchs um 14,1 Prozent auf 204,4 Millionen Euro. Ein Meilenstein für BDO war die Abschlussprüfung des DAX-Unternehmens SAP – als erster Wirtschaftsprüfer außerhalb der Big Four prüft BDO ein Unternehmen der höchsten deutschen Börsenkategorie. Neue Mandate konnten zudem bei Bauhaus und der deutschen Einheit der chinesischen Großbank ICBC gewonnen werden.
Digitalisierungsstrategie und Widerstand gegen PE-Beteiligung
BDO setzt stark auf Künstliche Intelligenz zur Effizienzsteigerung. "Global investiert BDO einen dreistelligen Millionenbetrag in Technologien, um die KI- und Digitalisierungsstrategie voranzutreiben", erklärt Bruckner. Das internationale Netzwerk mit 120.000 Mitarbeitern in 166 Ländern und einem Gesamtumsatz von 15 Milliarden US-Dollar bietet dabei entscheidende Wettbewerbsvorteile. Eine Beteiligung externer Investoren lehnt BDO ab. "Wir sind so gut aufgestellt, dass wir hier keinen Vorteil für uns sehen", sagt Co-CEO Parwäz Rafiqpoor. "Es gibt ein klares Commitment, dass wir aktuell keinen PE-Investor hereinnehmen wollen."
Wachstum in allen Geschäftsbereichen
Neben der Wirtschaftsprüfung wuchs auch der zweitgrößte Geschäftsbereich Tax & Legal mit 12,8 Prozent auf 182,7 Millionen Euro. Dabei unterstützt BDO mittlerweile etliche DAX-Konzerne und verweist auf seine starke Position im Bereich Tax Technology und Tax-Outsourcing. Den prozentual höchsten Zuwachs erzielte das Advisory-Segment mit 18,4 Prozent auf 74,1 Millionen Euro, wobei insbesondere Deal- und Debt-Advisory als Wachstumstreiber fungierten. "Das ist nicht ungewöhnlich, dass in Krisenzeiten sich Unternehmen transformieren und auf das Kerngeschäft konzentrieren", erklärt Rafiqpoor.
Optimistischer Ausblick
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet BDO trotz der kürzlich erlassenen EU-Omnibus-Richtlinie, die viele Unternehmen von der Prüfpflicht für Nachhaltigkeitsberichte befreit, weiteres Wachstum. "Wir sind überzeugt davon, dass Nachhaltigkeit weiterhin eine große Rolle spielen wird", betont Bruckner. Raffiqpoor gibt sich für das kommende Jahr zuversichtlich: "Am Ende des Geschäftsjahrs werden wir die halbe Milliarde Euro Umsatz geknackt haben."