Führungskräfte ersetzbar: Deutsche Arbeitnehmer sehen KI-Potenzial

09.07.2025
09.07.2025
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Eine Bitkom-Studie enthüllt massive Qualifikationslücken bei Künstlicher Intelligenz trotz EU-Verordnungspflicht.

Systematisches Versagen bei der Kompetenzentwicklung

Deutschlands Unternehmen vernachlässigen die KI-Qualifizierung ihrer Belegschaften in alarmierendem Ausmaß. Eine aktuelle Bitkom-Erhebung unter 1.000 Befragten, davon 500 Erwerbstätige, dokumentiert erhebliche Defizite in der betrieblichen Weiterbildungslandschaft. Lediglich ein Fünftel aller Beschäftigten erhielt bislang arbeitgeberseitige KI-Schulungen. Weitere sechs Prozent der Erwerbstätigen berichten von verfügbaren Qualifizierungsangeboten, die jedoch ungenutzt blieben. Für sieben von zehn Arbeitnehmern existieren keinerlei institutionelle Fortbildungsmöglichkeiten im Bereich Künstlicher Intelligenz.

Substitutionsängste treffen Führungsebene besonders

Die Befragungsergebnisse offenbaren differenzierte Wahrnehmungen bezüglich automatisierungsbedingter Arbeitsplatzrisiken. Während 14 Prozent der Respondenten eine vollständige Ersetzung ihrer Tätigkeit durch KI-Systeme für realistisch halten, zeigt sich bei der Bewertung von Führungspositionen eine bemerkenswerte Einschätzung. Ein Drittel der Studienteilnehmer ist überzeugt, dass Artificial Intelligence durchaus imstande wäre, die Funktionen des eigenen Vorgesetzten zu übernehmen. Diese Einschätzung deutet auf wahrgenommene Automatisierbarkeit auch komplexerer Managementaufgaben hin.

Fachkräftemangel als KI-Chance

Parallel zu den Substitutionssorgen erkennen deutsche Arbeitnehmer das kompensatorische Potenzial intelligenter Systeme. Die Mehrheit der Befragten sieht in KI-Technologien eine viable Lösung zur Abmilderung des strukturellen Fachkräftemangels. Diese ambivalente Haltung spiegelt sowohl Chancenbewusstsein als auch Transformationsängste wider.

Regulatorische Anforderungen versus Implementierungsrealität

Die europäische KI-Verordnung verpflichtet Unternehmen seit Februar 2025 zur Gewährleistung angemessener KI-Kompetenzen bei sämtlichen Mitarbeitern. Diese rechtliche Obligation kontrastiert scharf mit der dokumentierten Implementierungslücke in deutschen Betrieben. Bitkom fordert als Konsequenz bedarfsorientierte, zielgruppenspezifische und kontinuierliche Schulungskonzepte. Das empfohlene Curriculum soll neben technischen Grundlagen auch juristische und ethische Dimensionen sowie Datenschutzaspekte umfassen.

Strategische Implikationen für HR-Management

Die Studienergebnisse verdeutlichen dringenden Handlungsbedarf im strategischen Personalmanagement. Unternehmen riskieren nicht nur Compliance-Verstöße gegen EU-Regularien, sondern auch Wettbewerbsnachteile durch unzureichend qualifizierte Belegschaften. CFOs und Personalverantwortliche müssen umgehend systematische Qualifizierungsstrategien entwickeln, um den regulatorischen Anforderungen zu entsprechen und gleichzeitig die Innovationsfähigkeit ihrer Organisationen zu sichern. Die dokumentierte Kluft zwischen rechtlichen Vorgaben und praktischer Umsetzung erfordert zügige Korrekturmaßnahmen.