Die neue multinationale RSM-Plattform mit 5 Milliarden US-Dollar Umsatz stellt die Weichen für eine Private-Equity-freie Konsolidierungsstrategie – während deutsche Mitbewerber auf Finanzinvestoren setzen.
Der globale Prüfungs- und Beratungsmarkt erlebt eine fundamentale Neuausrichtung. Während Digitalisierung und KI-Investitionen mittelständische Prüfungsgesellschaften unter enormen Finanzdruck setzen, wählen die Marktteilnehmer unterschiedliche Lösungsansätze. RSM US demonstriert mit der jüngsten Fusion eine Alternative zum Private-Equity-Trend. Die neue multinationale Plattform, entstanden aus dem Zusammenschluss von RSM US und RSM UK im Oktober, umfasst sechs Länder und generiert einen kombinierten Umsatz von 5 Milliarden US-Dollar bei 23.000 Mitarbeitern. Diese organische Wachstumsstrategie unterscheidet sich fundamental von den Private-Equity-getriebenen Konsolidierungen der Konkurrenz.
International setzen führende Mid-Tier-Prüfer verstärkt auf Finanzinvestoren: Grant Thornton US und UK, Baker Tilly US sowie in Deutschland PKF WMS (Ufenau Capital) und Intaria (Waterland-finanzierter Moore) haben bereits externe Kapitalgeber integriert. Diese Entwicklung spiegelt den enormen Investitionsbedarf für technologische Transformation wider. RSM CEO Brian Becker positioniert sich bewusst gegen diesen Trend: „Wir setzen verstärkt auf unsere Zukunft als dynamische, partnergeführte Plattform in einer Zeit, in der die Branche einen Wandel durchläuft. Wir verfügen über eine solide Kapitalausstattung, um weiterhin in unser Wachstum und die Weiterentwicklung unserer globalen Strategie für 2030 zu investieren."
Die strategische Ausrichtung manifestiert sich in RSMs angekündigter Milliarden-Investition: Über drei Jahre fließen 1 Milliarde US-Dollar in KI-Entwicklung. Schwerpunkte bilden branchenspezifische KI-Tools, skalierbare Frameworks und agentenbasierte KI-Integration in Prüfungs-, Steuer- und Beratungsdienstleistungen. Rob Donaldson, CEO von RSM UK, ergänzte: „Die Fusion unserer britischen und irischen Unternehmen mit unseren Kollegen in den USA und Kanada ist der nächste logische Schritt auf unserem Weg. Wir haben bereits enge Beziehungen zu unseren transatlantischen Kollegen und arbeiten gemeinsam an einem gemeinsamen Ziel: führende Berater für den Mittelstand zu sein."
Für RSM Ebner Stolz ergeben sich aus der multinationalen Plattform strategische Vorteile ohne organisatorische Integration. Holger Jenzen, Sprecher der Partnerschaft, betont gegenüber FINANCE: „Wir gehen davon aus, dass dieser Schritt langfristig zu einer Stärkung unserer Netzwerkpartner in USA und UK führt. Von dieser Stärkung werden das ganze Netzwerk und natürlich auch unsere Mandanten profitieren." Die KI-Investitionen der Netzwerkpartner fließen über gemeinsame Entwicklungsgruppen auch dem deutschen Mitglied zu. „Die Investitionen der einzelnen RSM-Mitglieder sind eng aufeinander abgestimmt und sichern die Zukunft des Netzwerks und jedes einzelnen Mitglieds", erklärt Jenzen. Technisches Know-how und Basistechnologien werden netzwerkweit geteilt.
Eine wirtschaftliche Integration RSM Ebner Stolz' in die multinationale Plattform steht nicht zur Debatte. „Für uns als deutsches Mitglied von RSM stellt sich die Frage einer wirtschaftlichen Integration nicht. Wir sehen uns als erfolgreichstes Prüfungs- und Beratungsunternehmen im deutschen Mittelstand und freuen uns, dass wir mit unserem Netzwerk diese Stellung weiter ausbauen“, so Jenzen.
Diese Positionierung untermauern die Geschäftszahlen: RSM Ebner Stolz kratzte im abgelaufenen Jahr an der 500-Millionen-Euro-Umsatzmarke und überholte BDO als fünftgrößte deutsche Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Der RSM-Beitritt im Oktober 2023 zahlt sich bereits aus.
Die RSM-Konsolidierungsstrategie wirft Fragen zur Zukunft der Next Seven auf. Während Mitbewerber wie Grant Thornton oder Baker Tilly auf Private-Equity setzen, demonstriert RSM eine netzwerkbasierte Alternative. Für deutsche Marktteilnehmer wie Rödl & Partner oder BDO entsteht zusätzlicher strategischer Druck. RSM Ebner Stolz profitiert von der Netzwerkstärke ohne Autonomieverlust – eine Position, die im konsolidierenden Markt zunehmend wertvoll wird. Die Frage bleibt, ob andere deutsche Mid-Tier-Prüfer ähnliche Netzwerkvorteile ohne Private-Equity-Integration realisieren können.
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