DAX-Konzerne intensivieren leistungsbezogene Vergütungssysteme

blog main image
September 29, 2025
29.09.2025
3 minutes reading time

Eine aktuelle Erhebung zeigt den Wandel zu individuelleren Bonusmodellen in deutschen Großunternehmen. Professional Services sollten diese Entwicklung bei der Beratung zu Vergütungsstrukturen und Steueroptimierung berücksichtigen.

Renaissance der variablen Vergütung

Nach Jahren zurückhaltender Bonuspolitik kehren deutsche Großkonzerne zu stärker differenzierten Vergütungsmodellen zurück. Eine Handelsblatt-Umfrage unter 25 DAX-Unternehmen dokumentiert diesen Trend: Neun Konzerne haben ihre Bonusregelungen in den vergangenen fünf Jahren ausgeweitet. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bestätigt diese Entwicklung mit Zahlen: Der Anteil bonuszahlender Unternehmen stieg von 59 Prozent (2020) auf 77 Prozent (2023).

Branchenspezifische Unterschiede bei Bonushöhen

Die Bandbreite der Zusatzvergütungen variiert erheblich zwischen Sektoren und Funktionen. Beiersdorf zahlt bei Zielerreichung sechs Prozent des Jahresgehalts, Infineon durchschnittlich acht Prozent. SAP bietet außerhalb des Vertriebs 15 bis 25 Prozent, im Vertrieb bis zu 40 Prozent - in den USA sogar 60 Prozent. Diese Differenzierung reflektiert den internationalen Talentwettbewerb, besonders in der Technologiebranche. Commerzbank und DHL orientieren sich an tarifvertraglichen Strukturen mit ein bis zwei Monatsgehältern bei vollständiger Zielerreichung.

Rückkehr zu individueller Leistungsbewertung

Parallel zur Bonusausweitung verstärkt sich der Fokus auf persönliche Leistung. Sieben der befragten Konzerne - darunter beide DAX-Banken, SAP und VW - koppeln Boni wieder stärker an individuelle Kennzahlen. Der Anteil persönlicher Leistung am Bonus stieg laut IAB-Studien von 29 auf 31 Prozent. Deutsche Bank-Personalchef Volker Steuer betont dabei die Sinnhaftigkeit: "Mitarbeitende müssen verstehen, wie ihre Arbeit zu den übergeordneten Unternehmenszielen beiträgt." Die Commerzbank argumentiert mit gezielter Wertschätzung für "besonders engagierte Leistungsträger".

Kritische Stimmen zu individuellen Anreizsystemen

Wissenschaftler Patrick Kampkötter von der Universität Tübingen warnt vor übermäßiger Geldkopplung: "In der Forschung sehen wir, dass eine zu starke Kopplung an Geld bei den Mitarbeitern oft sogar zu einem Rückgang bei Faktoren wie Zufriedenheit, Commitment und Engagement führt." Infineon teilt diese Bedenken und sieht Risiken für Teamarbeit und langfristige Orientierung. Siemens Energy betont, dass faire Vergütungssysteme wichtiger seien als reine Leistungsanreize. Die Herausforderung liegt in der objektiven Leistungsmessung außerhalb quantifizierbarer Bereiche wie Vertrieb oder Investment Banking.

Implikationen für Professional Services

Für Steuerberater entstehen neue Beratungsfelder bei der steueroptimalen Gestaltung variabler Vergütungsbestandteile. Wirtschaftsprüfer müssen die Auswirkungen auf Personalkosten und Bilanzierung berücksichtigen. Die Rückkehr zu leistungsbasierten Modellen erfordert zudem präzise Dokumentation und transparente Bewertungskriterien - ein Beratungsfeld mit wachsender Nachfrage.