Der Steuerberaterverband bekräftigt in einem CDU/CSU-Fachgespräch seine Position zur Unabhängigkeit des Berufs. Digitalisierungsargumente von Private Equity-Befürwortern werden zurückgewiesen.
Fritz Güntzler, finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, initiierte eine Diskussionsrunde zum geplanten Neunten Steuerberatungsänderungsgesetz. Berufsverbände und Private Equity-Vertreter erörterten die vorgesehenen Verschärfungen des Fremdbesitzverbots.
Christian Michel vom DStV-Referat Recht und Berufsrecht vertrat dabei die Position des Verbands: Der Gesetzentwurf des BMF sei geeignet, die unabhängige Berufsausübung zu sichern. Kapitalbeteiligungsbeschränkungen erfüllten wichtige Schutzfunktionen für Verbraucher und Qualitätssicherung.
Private Equity-Befürworter argumentieren häufig mit notwendigen Investitionen für die digitale Transformation von Kanzleien. Der DStV widerspricht dieser Einschätzung entschieden: Der Berufsstand könne die Digitalisierung ohne externe Kapitalgeber bewältigen. Die meisten Kanzleien benötigten keine eigenständigen IT-Lösungen, sondern könnten auf etablierte Anbieter wie die DATEV eG oder andere branchenerfahrene Dienstleister zurückgreifen. Diese entwickelten bereits seit Jahren zukunftsfähige Systeme für alle Kanzleigrößen.
Der Verband betont die gesetzliche Stellung von Steuerberatern als "unabhängiges Organ der Steuerrechtspflege" nach § 32 Absatz 2 StBerG. Diese Funktion erfordere Schutz vor berufsfremden Einflüssen, analog zu anwaltlichen Regelungen. Für individuelle IT-Entwicklungen bestünden bereits heute Möglichkeiten außerhalb der Berufsausübungsgesellschaft, ohne das Fremdbesitzverbot zu gefährden.
Das Fachgespräch dient der Meinungsbildung vor parlamentarischen Beratungen zum Gesetzentwurf. Der DStV signalisiert klare Unterstützung für die vorgesehenen Verschärfungen und will diese Position auch künftig berufspolitisch vertreten.
Die Debatte verdeutlicht strukturelle Herausforderungen der Beratungsbranche zwischen Kapitalbedarf und Unabhängigkeitswahrung. Für Wirtschaftsprüfer entstehen ähnliche Diskussionen, während die Digitalisierung branchenweite Investitionen erfordert.