Die hundert umsatzstärksten Rechtsberatungen steigerten ihre Erlöse im letzten Geschäftsjahr um 8,1 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Parallel wächst die Produktivität pro Berufsträger auf Rekordniveau, während Personalaufbau deutlich verlangsamt.
Der deutsche Rechtsberatungsmarkt setzt seinen langjährigen Aufwärtstrend fort. Erstmals haben die führenden Sozietäten gemeinsam die symbolische Schwelle von zehn Milliarden Euro Jahresumsatz überschritten. Das Juve-Ranking dokumentiert diese Entwicklung seit fünfzehn Jahren ohne Unterbrechung.
Freshfields führt mit 573,3 Millionen Euro das Ranking an, gefolgt von CMS Hasche Sigle (425,9 Millionen) und Hengeler Mueller (381 Millionen). Alle drei Top-Kanzleien verzeichneten mittlere einstellige Wachstumsraten zwischen sechs und acht Prozent.
Besonders dynamisch entwickelten sich Gleiss Lutz und Linklaters mit jeweils rund 15 Prozent Zuwachs auf 288,8 respektive 280 Millionen Euro. Latham & Watkins steigerte Erlöse um 12 Prozent auf 252 Millionen und überholte damit Luther, das mit 249,3 Millionen (+9,8 Prozent) auf Rang zehn zurückfiel. Einzig Noerr verzeichnete unter den Top fünf einen leichten Rückgang von 0,8 Prozent auf 330,4 Millionen Euro.
Der durchschnittliche Umsatz pro Berufsträger kletterte von 593.000 auf 663.000 Euro - ein Anstieg um fast zwölf Prozent. Diese Entwicklung wird primär von internationalen Kanzleien getrieben, die höhere Stundensätze durchsetzen können als deutsche Wettbewerber.
Milbank und Latham & Watkins erreichen mit über 1,5 Millionen Euro pro Berufsträger Spitzenwerte. Unter nicht-amerikanischen Sozietäten überschritt erneut nur Hengeler Mueller die Millionengrenze.
Die Anwaltszahl in den Top-100-Kanzleien wuchs lediglich um 2,7 Prozent - deutlich moderater als die Erlöse. Juve interpretiert diese Zurückhaltung als Reaktion auf Unsicherheiten bezüglich algorithmischer Transformation des Rechtsmarkts.
Für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer zeigt die Kanzleientwicklung parallele Trends: Während Digitalisierung Effizienzgewinne ermöglicht, entstehen Unsicherheiten über künftige Personalbedarfe. Die Diskrepanz zwischen Umsatz- und Mitarbeiterwachstum könnte auch in Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung zunehmen, wenn algorithmische Werkzeuge Routinetätigkeiten übernehmen.