Dreifachoffensive: Unicredits strategische Expansionsarchitektur nimmt Form an

Mit regulatorischem Rückenwind bei der Commerzbank-Beteiligung, fortschreitender BPM-Übernahme und abgeschlossenem Fintech-Zukauf zeichnet sich der umfassende Konsolidierungskurs der italienischen Bankengruppe immer deutlicher ab.
Aufsichtsrechtlicher Meilenstein bei Commerzbank-Engagement erreicht
Die Europäische Zentralbank hat Unicredit die aufsichtsrechtliche Genehmigung erteilt, ihre Beteiligung an der Commerzbank auf 29,9 Prozent auszubauen. Der italienische Bankenkonzern hält derzeit direkt knapp 10 Prozent der Anteile am Frankfurter Institut und kontrolliert weitere 18,5 Prozent über Derivatepositionen. Für die vollständige Transaktionsumsetzung bedarf es jedoch noch weiterer behördlicher Freigaben, insbesondere des Bundeskartellamts.
Bezüglich einer potenziellen Komplettübernahme bleibt Unicredit bei ihrer kommunizierten Strategie: Ein möglicher Zusammenschluss wird frühestens 2026 entschieden – abhängig vom Amtsantritt der neuen deutschen Regierung sowie der operativen Performance der Commerzbank. CEO Andrea Orcel hatte bei der Bilanzpressekonferenz in Mailand bereits einen Entscheidungshorizont von drei bis fünf Quartalen skizziert und damit die mittelfristige Perspektive des strategischen Engagements unterstrichen.
Parallele Konsolidierungsbestrebungen im italienischen Heimatmarkt
Simultan zur Commerzbank-Transaktion treibt Unicredit ihre heimische Expansionsstrategie voran. Die EZB hat grünes Licht für die kapitalrechtlichen Voraussetzungen der geplanten Übernahme von Banco BPM gegeben. Konkret bewilligte die Aufsichtsbehörde die Einstufung der für die Akquisition vorgesehenen Kapitalerhöhung als hartes Kernkapital (CET1) – ein wesentlicher regulatorischer Baustein für die im November 2024 initiierte Übernahmeofferte.
Die BPM-Transaktion ist Teil einer umfassenderen Marktbereinigung im italienischen Bankensektor. In paralleler Entwicklung verfolgt die Monte dei Paschi di Siena (MPS) ein ambitioniertes Übernahmeangebot für Mediobanca, das mit 13,3 Milliarden Euro bewertet wird und im Januar 2025 vorgelegt wurde.
Digitalisierungsoffensive durch Fintech-Akquisition abgeschlossen
Bereits finalisiert hat Unicredit die Akquisition der belgischen Aion Bank und des polnischen Banking-as-a-Service-Spezialisten Vodeno für rund 376 Millionen Euro. Alle erforderlichen regulatorischen Genehmigungen für diese strategisch bedeutsame Transaktion liegen seit Anfang März vor.
Mit der Vodeno-Übernahme vollzieht Unicredit eine bemerkenswerte Rückkehr in den polnischen Markt, nachdem sie 2016/17 ihre Beteiligung an der Bank Pekao veräußert hatte. Damals verkaufte sie einen Anteil von 32,8 Prozent für 2,5 Milliarden Euro an den Versicherungskonzern PZU und den polnischen Entwicklungsfonds PFR, während weitere 7,3 Prozent über die Börse platziert wurden. Eine interessante Marktparallele: Die Commerzbank ist in Polen durch ihre Tochtergesellschaft MBank bereits etabliert – ein potenzieller Synergieaspekt bei einer künftigen Fusion.